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Staatsanwaltschaft und Polizei gelingt Schlag gegen die organisierte Kriminalität - Gemeinsame Pressemitteilung und Tischvorlage zur PK der Staatsanwaltschaften Heilbronn und Mosbach und des Polizeipräsidiums Heilbronn

Kurzbeschreibung: 279 Autoaufbrüche und 1,35 Mio. Euro Beute.

Datum: 08.08.2019

Drei Staatsanwaltschaften, Polizeikräfte aus Baden-Württemberg und Bayern, das Bundeskriminalamt, Europol sowie Beamte aus Belgien und Litauen waren beteiligt bei der Aufklärung von Serien schwerer Diebstähle, bei denen die Täter Beute in einem Wert von mindestens 1,35 Millionen Euro machten. Hinzu kommt der entstandene Sachschaden in Höhe von mehreren Millionen Euro. Der Bande aus Litauen werden derzeit 279 PKW-Aufbrüche in vier Bundesländern zur Last gelegt. Seit Dezember 2017 wurden 13 Tatverdächtige festgenommen. Zehn der Festgenommenen im Alter von 18 bis 31 Jahren wurden bereits rechtskräftig zu teils erheblichen Freiheitsstrafen verurteilt.

Alles begann im Jahr 2017, als die Zahl der Aufbrüche von Fahrzeugen der Marke BMW sprunghaft in die Höhe ging. Die Täter schlugen jeweils eine Scheibe am betroffenen PKW ein und bauten das Navigationssystem und das Multifunktionslenkrad aus. Hierbei verursachten sie erhebliche Sachschäden von zum Teil mehr als 10.000 Euro pro Pkw. Allein im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Heilbronn wurden im zweiten Halbjahr 2017 107 Aufbrüche angezeigt, die sich in 20 Serien ereigneten. Die Tatorte erstreckten sich über die Landkreise Heilbronn, den Neckar-Odenwald-Kreis, den Hohenlohekreis sowie den Main-Tauber-Kreis. Von den weiteren Taten waren die Landkreise Cham, Regensburg, Tübingen, Balingen und Böblingen betroffen. Manchmal wurden in einer Nacht zehn bis zwölf Fahrzeuge der Marke BMW aufgebrochen. Eine Ermittlungsgruppe, bestehend aus Beamten der Schutz- und Kriminalpolizei konnte Ende 2017 nach akribischer Ermittlungsarbeit erste Erfolge verbuchen.

Erste Tatverdächtige, alles litauische Staatsangehörige aus der litauischen Stadt Panevezys, konnten in Vöhringen lokalisiert werden.

Sie hatten dort unter falschen Personalien eine Ferienwohnung angemietet. Im Dezember 2017 konnten dann, nach umfangreichen Observationen und verdeckten Ermittlungsmaßnahmen, in einer ersten Festnahmewelle insgesamt acht Litauer festgenommen werden und Diebesgut in einem Wert von rund 270.000 Euro sichergestellt werden.

Das Diebesgut hatten die Täter zum Schutz gegen Witterungseinflüsse in Folie verpackt in verschiedenen Außendepots versteckt. Erst kurz vor den Festnahmen hatten sie das gesamte Diebesgut in ein großes Depot überführt, um den Abtransport nach Litauen zu vereinfachen. 

Der Gruppe werden bis zu ihrer Festnahme im Dezember 2017 fast 100 PKW-Aufbrüche in Baden-Württemberg und Bayern beweiskräftig zugeordnet. Sie hatten sich außerdem noch einen lukrativen Nebenerwerb erschlossen: Während sie zur Nachtzeit auf Pkw-Aufbruchtour gingen, begingen sie tagsüber ebenfalls in bandenmäßiger Besetzung Ladendiebstähle. Auch diese Taten konnten beweiskräftig belegt werden.
Im Zusammenhang mit den eingangs genannten Aufbruchserien konnte ein weiterer Litauer mithilfe einer DNA-Spur überführt werden. Er wurde beim AG Heilbronn in dieser Sache wegen fünf Aufbrüchen in Lauffen zu zwei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt. Festgenommen wurde er aufgrund eines Europäischen Haftbefehls von der litauischen Polizei. Auffällig war, dass auch dieser Täter aus der litauischen Stadt Panevezys stammt. Vor diesem Hintergrund wurden die Ermittlungen ausgeweitet. Neben den belgischen Polizeibehörden - es war feststellbar, dass ein Teil der Gruppierung in der Vergangenheit dort mit gleichgelagerten Taten in Erscheinung getreten war - wurden nun auch die litauischen Polizeibehörden involviert. Außerdem wurden das Bundeskriminalamt und Europol beteiligt. Nach einer ersten gemeinsamen Besprechung, die im April 2018 in den Räumen von Europol in Den Haag stattfand, war schnell klar, dass weitere Ermittlungen nur auf internationaler Ebene fortgeführt werden können. Die Täter wechselten nämlich ständig Ländergrenzen, bzw. kehrten in ihr Heimatland Litauen zurück. In Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt gelang es der Ermittlungsgruppe, Fördergelder aus dem ISF Projekt Spectre ("Struggling against and Pursuing Experienced Criminal Teams Roaming in Europe) zu generieren. Dieses Projekt zielt auf die Bekämpfung der organisierten Eigentumskriminaliät ab und unterstützt Dienststellen in finanzieller Hinsicht bei der Durchführung länderübergreifender Maßnahmen.

Ebenfalls im April 2018 gab es trotz der bereits durchgeführten Festnahmen und den Ermittlungen in Belgien, Litauen und Deutschland weitere gleich gelagerte Straftaten. So zum Beispiel zwei Aufbrüche in Untereisesheim und weitere 15 in Heilbronn. Im Rahmen der sofort aufgenommenen Ermittlungen konnten erneut litauische Tatverdächtige identifiziert werden. Nach umfangreichen Maßnahmen konnte ihr Unterschlupf in Ludwigshafen lokalisiert werden, wo sie sich bei einem Landsmann eingemietet hatten. Von dessen Wohnung aus brachen sie beinahe jede Nacht auf, um entsprechende Pkw-Aufbruchserien zu begehen. Sie gingen auch BMWs an, die auf einem Zug im Mannheimer Bahnhof verladen standen. 22 Fahrzeuge wurden hier in einer Nacht geöffnet, um an Navigationssysteme und Lenkräder zu gelangen.  Nach vorangegangenen Observationsmaßnahmen unter Beteiligung polizeilicher Spezialeinheiten erfolgte bereits Ende April nach einer solchen Tat der polizeiliche Zugriff in Mannheim. Diesem Duo, zwei Brüdern, können nach Abschluss der Ermittlungen über 170 PKW-Aufbrüche in Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz zugeordnet werden. Auch im Zusammenhang mit diesen Festnahmen konnte festgestellt werden, dass die Täter ihre Beute in Außendepots versteckten. Insgesamt konnten Navigationssysteme und Multifunktionslenkräder im Wert von ca. 125.000 Euro gesichert werden. Erneut konnten die Verbindungen zur litauischen Stadt Panevezys belegt werden. Die beiden Festgenommenen, die dort einen Wohnsitz unterhielten, hatten extra zur Tatbegehung dort einen Leihwagen angemietet, den sie im Bundesgebiet mit gefälschten Kennzeichen eines baugleichen Fahrzeugs versehen hatten, um sich mit einer so erstellten Fahrzeugdublette unbemerkt in Wohngebieten bewegen zu können. Nach diesen Festnahmen erfolgte ein sofortiger Stopp der Aufbrüche im hiesigen Raum.

Nichts desto trotz wurden die Ermittlungen weiter vorangetrieben:

Die Untersuchung gesicherter Tatortspuren führten zu einem weiteren Täter, dem eine Aufbruchserie mit drei Fahrzeugen in Walldürn vorgeworfen wird. Auch gegen ihn wurde ein europäischer Haftbefehl erwirkt. Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang, dass seine DNA-Spuren auch in dem Fahrzeug nachgewiesen werden können, die die Ende April festgenommenen Litauer für ihre Beutezüge nutzten. Auch er stammt aus der litauischen Stadt Panevezys. Die im Hintergrund weiterhin betriebenen verdeckten Ermittlungsmaßnahmen führten zwischenzeitlich auch zur Identifizierung eines Hintermanns der Gruppierung. Es handelt sich um einen 30jährigen Litauer, der in seiner Heimatstadt Panevezys später festgenommene Pkw-Aufbrecher rekrutierte, deren Anreise ins Bundesgebiet organisierte und den Kontakt zu den bereits hier tätigen Aufbrechern vermittelte. Außerdem stattete er die Neulinge mit Kommunikationsmitteln aus und erteilte ihnen Anweisungen. Auch gegen ihn wurde ein Europäischer Haftbefehl erwirkt.

Um die nun aufgehellten Täterstrukturen nachhaltig zu zerschlagen, wurde in Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizei Panevezys und dem Bundeskriminalamt ein so genannter "Action Day" organisiert. In den frühen Morgenstunden des 30. Juli 2019 erfolgten Durchsuchungsmaßnahmen an vier Objekten in Panvezeys. Hierbei konnte eine per Haftbefehl gesuchten Personen festgenommen werden. Es handelt sich um einen 30 Jahre alten Litauer, der sich inzwischen in Auslieferungshaft befindet. Außerdem wurde Diebesgut aus einer PKW-Aufbruchserie in Belgien gefunden und sichergestellt. Zudem wurde je ein Objekt in Bayern und Baden-Württemberg zeitgleich durchsucht.

An der gemeinsamen Aktion waren neben litauischen Polizeibeamten auch Kriminalbeamte aus Belgien, die Staatsanwaltschaft Heilbronn und Ermittler der Heilbronner Kriminalpolizei sowie ein Spezialist von Europol vor Ort beteiligt. Mit der Maßnahme sollte ein wirkungsvoller Schlussstrich unter die seit zwei Jahren andauernden Ermittlungen gezogen werden.
 

Am 5. August erreichte eine gute Nachricht die hiesigen Ermittler.

Die litauische Polizei konnte in Panvezeys einen der Drahtzieher der Bande festnehmen. Der 31 Jahre alte, offenbar wichtige Hintermann ist einer der beiden, gegen die ebenfalls Haftbefehl erlassen wurde und nach denen eine Fahndung eingeleitet worden war, weil sie am Action Day nicht angetroffen wurden. Auch er sitzt nun in Auslieferungshaft.

Die Ergebnisse der justiziellen Aufarbeitung fallen bislang folgendermaßen aus: Zwei der im Dezember 2018 festgenommenen Haupttäter wurden beim Landgericht Mosbach zu Freiheitsstrafen von jeweils 8 Jahren und 10 Monaten verurteilt. Zwei der Neulinge, die im Dezember 2018 von diesen beiden Personen vor Ort angelernt wurden, wurden zu einer Haftstrafe von 2 Jahren und 10 Monaten sowie zu einer Jugendstrafe von 3 Jahren und 3 Monaten verurteilt. Ein weiterer Litauer aus dieser Gruppierung wurde zu einer Freiheitsstrafe von 4 Jahren und 10 Monaten verurteilt. Zudem wurde die Einziehung von Taterträgen in Höhe von rund 100.000 Euro angeordnet. Die im April in Mannheim festgenommenen Täter wurden mittlerweile beim Landgericht Heilbronn zu einer Freiheitsstrafe von 5 Jahren und 4 Monaten sowie 6 Jahren und 10 Monaten verurteilt. Das letztgenannte Urteil ist noch nicht rechtskräftig

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